Römer 11,6

Ist’s aber aus Gnade, so ist’s nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht Gnade.

Es gibt zwei Möglichkeiten ein Ziel zu erreichen: Eigene Leistung(Werk) oder Fremdfinanzierung(Gnade). Der Spruch, welcher besagt, dass wenn du nichts änderst, sich auch nichts in deinem Leben ändern wird, ist also falsch, wenn du Gnade bekommen hast. Gnade ist ein Geschenk. Es ist gratis. Das Einzige was natürlich nötig wäre, ist, dass man das Geschenk annimmt und nicht in die Ecke stellt.

Menschen, welche eher viel leisten, sollten eigentlich denken: „Ich habe genug geleistet, also ist die Belohnung gerechtfertigt.“

Menschen, welche weniger leisteten, mögen denken: „Ich hab es nicht verdient, diese Belohnung zu erhalten, ich habe ja nichts dafür getan“

Das Problem: Beide sind berechtigt, das Geschenk anzunehmen. Und klar sollten wir bereit sein, unseren Teil zu tun, was bedeutet, das Geschenk anzunehmen.

Wer denkt, dass er durch eigene Leistung erfolgreich werden kann, der irrt sich unter Umständen. Wenn man uns in einen Raum einsperrt und wir keinen Schlüssel und keine Werkzeuge haben, die Türe aufzutun, werden wir aus dem Raum nicht hinauskommen, egal, wieviel wir an unserem Leben ändern. Wenn wir also etwas an uns selbst ändern, dann muss das nicht helfen unser Problem zu lösen. Und klar, man könnte Selbstmord begehen, um aus dem Raum rauszukommen. Aber, wenn uns sogar dazu die Mittel fehlen, weil wir zwangsernährt werden und festgebunden sind, hilft auch nichts. Es gibt also Lebensbereiche, in welchen eigene Leistung nichts verändert.

Wer nun denkt, er könnte auf die Gnade hoffen und müsse nichts tun, der hat sich aber auch geirrt, ausser er will ein Verlierer sein, weil er nicht mehr mitspielt. Nichts tun, heisst auch, dass wir uns selbst in einen Raum einsperren. Es braucht also beides. Für mich ist die frohe Botschaft, dass wir nicht alles durch eigene Leistung erreichen müssen. Wir müssen die Welt und Gott nicht komplett verstehen. Es reicht, wenn über uns die Gnade ist.

1. Petrus 2,19

Denn das ist Gnade, wenn jemand um des Gewissens willen vor Gott Übel erträgt und Unrecht leidet.

Es ist der Wahnsinn. Wenn uns Böses widerfährt, dann ist das kein Erbfluch. Nein. Es ist Gnade! Ab guten Dinge zu leiden ist Gnade. Wenn wir getötet werden, dann ist unser sterbliches Leben dahin und alles wird einfacher. Die Gnade wird gewissermassen durch Leid finanziert. Wenn uns jemand schlägt, dann ist er uns am Ende etwas schuldig. Wenn wir wollen, dann können wir auf Gerechtigkeit pochen. „Vergib uns, wie wir vergeben“ – wir müssen nicht vergeben, wenn es uns nicht in den Kram passt. Doch, wenn wir nicht vergeben, dann müssen wir den Fehler bei uns selbst suchen und nicht bei anderen.

Leiden scheint eine Art Währung zu sein. Wegen Gutem leiden. Wegen guten Dingen verdienen. Wenn uns die Arbeit nichts kostet, dann ist sie nichts Wert. Der Mann, für den Gott einen Zauberbaum wachsen lies, damit er in der Wüste Schatten hätte, schätzte den Schatten nicht. Denn der Baum ging schnell wieder ein und er lästerte Gott oder so. Nur, was uns etwas kostet, ist auch etwas Wert. Wir schätzen es nicht, wenn wir mühelos etwas bekommen. Die Gnade anzunehmen ist also für viele nicht einfach, denn sie kommt völlig ohne Mühe. Spätestens, wenn wir an die Grenze unserer Leistung kommen, dann werden wir durstig und benötigen die Gnade, welche wir dann auch fähig sind anzunehmen.