Es ist nun mal so, dass Buddha recht hatte mit seiner ersten Wahrheit:

„Leben bedeutet Leid; die Vermeidung des Leids führt zu schlimmerem Leid.“

Wieso hatte Buddha recht?

Schmerztabletten und Angstmedikament verursachen immer mehr Schmerzen und Ängste, weshalb eine immer höhere Dosis nötig wird. Genauso sind Schlafmedikamente süchtig machend. Das heisst, will man seine Müdigkeit am nächsten Tag verringern, schluckt man eine Schlaftablette und vermeidet zukünftige Müdigkeit. Dadurch, dass man erfolgreich die Müdigkeit bekämpft hat, bekommt man ein Erfolgserlebnis und wird so süchtig. Das ist alles erwiesen.

Das Vermeiden von Angst, Schmerz und Müdigkeit führt zu mehr Angst, Schmerz und Müdigkeit. Ganz einfach. Sollten wir nun also alles ertragen und akzeptieren? Es scheint wirklich so zu sein, dass es darum gehen muss, Schmerzen, Angst und Müdigkeit besser zu ertragen. Es scheint regelrecht ganz krass in diese Richtung zu gehen, so weit, dass es schon fast sogar darum gehen muss, Leid und Schmerz auszulösen. Das heisst, gehe ich später ins Bett und stehe früher auf, bin ich am nächsten Tag müde, doch auf lange Sicht, könnte die Müdigkeit vollständig verschwinden, weil ich den Schmerz nicht mehr vermeide.

Schmerzen zu vermeiden könnte also der falsche Weg sein, man sollte eher sogar Schmerzen und Leid auslösen, damit die Probleme verschwinden. Die Frage ist manchmal natürlich, welche Schmerzen und Leiden man auslösen will. Wenn es eigene Schmerzen und Leiden sind, die man auslöst, könnte das positiver sein, als wenn man seinem Gegenüber eins auf die Rübe schlägt.

Wenn ich allerdings vermeiden will, dass mein Gegenüber etwas gegen mich unternimmt und ihm deshalb eins auf die Rübe gebe, dann ist die Ursache des Schmerzes den ich verursache, meine Angst vor dem Gegenüber zu vermeiden, und dies führt dann zu noch mehr Schmerzen, das heisst, noch mehr Schlägen auf die Rübe des Gegenübers.

Bei einer Tat kommt es also durchaus darauf an, weshalb ich sie tue. Es kann so aussehen, als ob ich den Schmerz nicht vermeiden will, da ich ihn ja auslöse, doch in Wirklichkeit kann es dann einen tieferen Grund geben, weshalb ich den Schmerz vermeide. Das sieht dann so aus, dass ich eben jemanden Schlage, doch der tiefere Grund eigentlich wäre, dass ich nicht zufrieden mit mir selbst bin. Dadurch, dass es einen tieferen und wichtigeren Grund gibt, weshalb ich Schmerzen habe und vermeiden will, werden alle anderen Gründe ungültig. Der tiefste Schmerz den ich vermeide (und nicht hinsehe) ist also das wahre Übel, weshalb ich andere Schlage und so grösseren Schmerzen bei anderen und mir auslöse.

Wenn man nun den Schmerz und das Leid nicht vermeiden will, dann sollte man den Schmerz und das Leid ertragen und damit akzeptieren. Hier gibt es zum Beispiel die Bekannte Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Im christlichen Bereich geht es um das Ertragen (die Liebe erträgt alles 1. Korinther 13,7).